Die Projekte mit den Architekten des Fachgebiets von Prof. Frank Stepper (Coop Himmelblau) haben mir gezeigt, wie unterschiedlich Menschen arbeiten können.
Wenn du selbst Software oder Hardware entwickelst, kennst du ja den Wunschtraum unserer Branche: Der Kunde legt an Tag 1 alle Anforderungen korrekt und vollständig auf den Tisch. Das bedeutet insbesondere es wird keine weiteren Änderungen geben, ist aber völlig unrealistisch. Wenn du noch studierst, bekommst du das vermutlich spätestens beim ersten Projekt in „freier Wildbahn“ zu spüren. Schlimm ist das nicht, man muss nur damit umgehen können – z.B. mit agilen Arbeitsmethoden.
Bei den Architekten hatte das Ganze aber nochmal eine andere Dimension, die ich so bisher noch nicht wieder erlebt habe. Man kann sich das in etwa so vorstellen: jede Woche Mittwoch ist Zwischenpräsentation der in Konkurrenz stehenden Entwürfe und bei diesem Termin kann sich alles Mögliche ändern und der Entwurf wird idealerweise jede Woche besser. Diese enge Taktung ist übrigens der Grund, warum die meisten Studenten in Kassel mit Augenringen nicht die Informatiker sind, sondern die Architekten.
Durch diese hohe Volatilität sitzt du als „Technik-Typ“ das ganze Semester nur rum und hältst vielleicht ein zwei Inputvorträge und beantwortest gelegentlich eine Frage. Abgesehen von Produktrecherchen und dem Lesen von Datenblättern lohnt sich früher anzufangen einfach nicht, weil sich die Parameter unter denen man das System entwerfen, muss jede Woche komplett ändern können:
“Wir machen den Gang jetzt 30 cm breiter und oben muss noch ein Minifenster rein.” In der Entwurfsphase ist das für einen Architekten eine einfache Änderung. Die Technik kann ich danach aber sehr wahrscheinlich komplett neu auslegen: Neuer Sensor, der die zusätzlichen 30 cm schafft, neue LEDs die jetzt auch im helleren Gang noch zu sehen sind, neue Software weil der Sensor jetzt über SPI und nicht über UART angeschlossen wird und eine neue Stromversorgung, weil die LEDs mehr Power haben. Frei nach Peter Fox: Alles neu!
Durch diese dauernden Änderungen kann ich die Elektronik erst bestellen, wenn der finale Entwurf steht. Das ist üblicherweise zehn bis vierzehn Tage vor der Präsentation, wodurch der erste Schuss sitzen muss. Zeit für Nachbestellungen bleibt da kaum, es sei denn, man merkt bei groben Schnitzern wirklich schnell, dass etwas nicht passt. Der Teufel ist ein Eichhörnchen sag ich nur und dann muss man improvisieren. Hat zum Glück immer geklappt, ich habe ja auch eine kleine Auswahl an Elektronik-Bauteilen zuhause und kann vieles einfach kurz holen.
Interdisziplinäres Arbeiten bedeutet, sich auf andere Arbeitsabläufe und Arbeitsweisen einzustellen und zu versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen. Das kann anstrengend sein, ist aber auch eine große Chance, Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Ich kann nur jedem empfehlen, diese Erfahrung mitzunehmen, vor allem schon während des Studiums. Es zwingt einen, eigene Handlungsweisen zu hinterfragen oder zumindest einmal bewusst zu erleben und das kann nie falsch sein.
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